Tag der Freundschaft

Heute ist der internationale Tag der Freundschaft, wobei Freundschaft international ziemlich auf den Hund gekommen ist, seitdem man online Freunde hat. Vermutlich gibt's heute bei den üblichen Verdächtigen ein paar Sonderangebote für den Erwerb von Facebookfreunden im 1000er-Pack mit Echtheitsgarantie.

Die große Zeit der Freundschaft war wohl die Romantik. Wenn ich z.B. an Novalis' Gedicht für Adolph Selmnitz denke, das würde heute problemlos als Liebesgedicht durchgehen, so tief waren die freundschaftlichen Gefühle:

Novalis An –

Was passt, das muss sich ründen, Was sich versteht, sich finden, Was gut ist, sich verbinden, Was liebt, zusammen sein. Was hindert, muss entweichen, Was krumm ist, muss sich gleichen, Was fern ist, sich erreichen, Was keimt, das muss gedeihn.

Gib traulich mir die Hände, Sei Bruder mir, und wende Den Blick, vor Deinem Ende, Nicht wieder weg von mir. Ein Tempel, wo wir knieen, Ein Ort, wohin wir ziehen, Ein Glück, für das wir glühen, Ein Himmel mir und dir.

Quelle: Gedichte über Freundschaft beim Lyrikmond

Überhaupt wurde und wird die Liebe völlig überschätzt. Während man bei Liebesgeschichten nur durch einen rechtlich abgesicherten Schwur zu einem Versprechen bis ans Lebensende gezwungen werden kann, ist das bei einer wahren Freundschaft mitinbegriffen, ohne darüber reden zu müssen.

Dass es manchmal nicht so kommt, klar, so ist das Leben. Aber ich habe noch von niemandem gehört, der für die Beendigung einer Freundschaft einen Anwalt gebraucht hätte. So tief ist die Freundschaft auch heutzutage noch nicht gesunken.